Lohnfertigung – Analyse der Vor- und Nachteile

Lohnfertigung kommt immer dann ins Spiel, wenn Unternehmen einzelne Arbeitsschritte im Fertigungsprozess auslagern wollen oder müssen. Mit der Lohnfertigung beschäftigte Betriebe werden deshalb häufig auch als Auftragshersteller bezeichnet. Eine Produktion oder eine Teilproduktion auszulagern kann für Unternehmer beispielsweise mi Blick auf den Schaltschrankbau verschiedene Vorteile haben. Diese sind in der Regel wirtschaftlicher Natur, doch auch die Qualität kann bei der Lohnfertigung eine wichtige Rolle spielen. Wie genau die Lohnfertigung aussehen kann, wo sie häufig zum Einsatz kommt und was die spezifischen Vor- und Nachteile sind, wird nachfolgend erläutert.

 

Inhaltsverzeichnis:
 

Die Grundlagen: Lohnfertigung als "verlängerte Werkbank"

Wenn von der Lohnfertigung gesprochen wird, kommt häufig die Bezeichnung "verlängerte Werkbank" ins Spiel. Dieses Bild kann gut verdeutlichen, worum es bei der Lohnfertigung eigentlich geht: Ein bestimmtes Produkt oder ein Werkstück wird an einer langen Werkbank von einer Station zur nächsten weitergereicht. Die Werkbank ist so lang, dass sie irgendwann aus der eigenen Werkstatt hinausreicht. Genauso sieht es bei der Lohnfertigung aus: Die Fertigung eines Produktes wird im eigenen Betrieb begonnen und später ab einer bestimmten Phase im Herstellungsprozess an einen Lohnfertiger abgegeben. Dieser kümmert sich entweder komplett um die Fertigstellung des Werkstücks und reicht es anschließend an den Hersteller zurück oder übernimmt nur die Fertigstellung eines einzelnen Arbeitsschrittes. In letzterem Fall wird das Produkt anschließend zur weiteren Bearbeitung an einen weiteren Lohnfertiger gereicht oder zurück in die Werkstatt des Unternehmers geführt. Als dritte Alternative geht das in der Lohnfertigung fertiggestellte Werkstück vom Lohnfertiger direkt an den Kunden.

Wer als Lohnfertiger arbeitet oder als sogenannter Fertigungsbetrieb aktiv ist, betreibt in der Regel keine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Deshalb treten die betreffenden Unternehmen für gewöhnlich nicht als Hersteller auf. Allerdings müssen sie sich auch nicht um den Verkauf oder das Marketing kümmern. In der Lohnfertigung arbeiten zahlreiche Betriebe, die sich mit verschiedenen, meist sehr spezifischen Aufgaben beschäftigen. Dazu gehören beispielsweise CNC-Arbeiten sowie der Schaltschrankbau, die Blechbearbeitung und andere Arbeitsprozesse in der Metallindustrie. Heute wird anstelle der Lohnfertigung oder Fremdfertigung meist der Begriff Outsourcing verwendet.

Info: CNC bedeutet ins Deutsche übersetzt Computerized Numerical Control und beschreibt Maschinen, die auf Basis modernster Steuerungstechniken dazu in der Lage sind maximal präzise zu arbeiten. Die Herstellung von Werkstücken sogar mit komplexen Formen ist mithilfe der CNC-Maschinen komplikationslos möglich. CNC-Maschinen sind allerdings sehr teuer und benötigen ausgebildetes Fachpersonal für die Bedienung.

Lohnfertigung Schaltschrankbau

Wie führen Unternehmen eine Lohnfertigung durch?
 

Bei Betrieben, die in der Lohnfertigung tätig sind, handelt es sich in der Regel um spezialisierte Unternehmen, die auf einem technisch sehr hohen Standard operieren. Dabei wird meist mit innovativen und besonders hochpreisigen Maschinen gearbeitet, die neueste Techniken in ihre alltäglichen Arbeitsabläufe integrieren. Nicht selten arbeiten diese Lohnfertiger auch branchenspezifisch in einem breiten Spektrum. Wenn sie beispielsweise CNC-Arbeiten anbieten, konzentrieren sie sich nicht nur auf das CNC-Fräsen, sondern häufig auch auf das Drehen, Schleifen oder Bohren.

Lohnfertiger bekommen von ihrem jeweiligen Auftraggeber spezifische Vorgaben, nach denen sie die gewünschten Arbeiten durchzuführen haben. Dabei werden sämtliche Details bis ins Kleinste besprochen. Das ermöglicht es eine feste und transparente Basis bezüglich der Kosten zu entwickeln. Für den Lohnfertiger ist von vornherein klar, wie viel Geld er für die geleistete Arbeit bekommt und auch das Unternehmen, welches die Lohnfertigung in Auftrag gibt, kann mit verlässlichen Zahlen kalkulieren.

 

Warum nutzen Hersteller die Lohnfertigung?
 

Wenn ein produzierendes Unternehmen auf das Mittel der Lohnfertigung zurückgreift, um ein Produkt herstellen zu können, hat dies in der Regel unterschiedliche Gründe. Besonders häufig sind es aber die folgenden Motivatoren, die eine Lohnfertigung vorteilhaft werden lassen:
 

  • die für die Fertigung benötigten Werkzeuge sind im Unternehmen nicht verfügbar
  • das für die Fertigung benötigte Personal ist im Unternehmen nicht verfügbar
  • zeitliche Engpässe
  • kapazitive Engpässe
     

Wer die Vorteile einer Lohnfertigung nutzt, versucht damit in vielen Fällen Lücken zu schließen. Ein Unternehmen, das nicht die nötigen Maschinen oder das ausgebildete Personal für die Blechbearbeitung hat, wird diese Arbeitsschritte vermutlich eher auslagern, anstatt in teure Maschinen und langjährige Ausbildungsprogramme zu investieren. Insbesondere wenn die über die Lohnfertigung beauftragten Arbeitsschritte nur einen kleinen Teil des kompletten Produktionsprozesses ausmachen, lohnt sich das Outsourcing häufig mehr. Das betrifft beispielsweise den Schaltschrankbau: Wenn dieser von einem spezialisierten Lohnfertiger durchgeführt wird, muss das Unternehmen, welches den Schaltschrank für die eigenen industriellen Anlagen benötigt, hierfür keine eigene Abteilung einrichten oder separate Angestellte beschäftigen. Die Lohnfertigung kommt für viele Unternehmen auch dann in Frage, wenn zeitliche Engpässe auftreten oder die eigenen Produktionskapazitäten nicht ausreichen. In diesem Fall wird die Lohnfertigung oft als ergänzendes Instrument bei der Produktherstellung genutzt.

 

Welche Vorteile bietet die Lohnfertigung?

 

Einige der Vorteile, welche die Lohnfertigung mit sich bringt, wurden vor allem bereits mit Blick auf den Hersteller benannt. Für eine bessere Übersicht und um die Entscheidung für oder gegen eine Lohnfertigung fällen zu können, lohnt es sich zwischen den Vorteilen für den Auftraggeber und den Vorteilen für den Lohnfertiger zu unterscheiden.

 

Vorteile der Lohnfertigung für den Auftraggeber
 

  • mehr Kapazitäten bei Auftragsspitzen
  • zeitliche Flexibilität
  • weniger Lohnkosten
  • keine Anschaffungskosten für Maschinen
  • weniger Energiekosten
  • schnellere Bearbeitung von Aufträgen
     

Die Lohnfertigung hat für den Auftraggeber etliche Vorteile: Zum einen spart er viel Geld, weil er nicht in hochspezialisiertes Personal und teure Maschinen investieren muss. Ebenso können Produktionsstätten und deren Betriebskosten eingespart werden. Dasselbe gilt für die Energiekosten, die im Zusammenhang mit der Produktfertigung und der Lagerung stehen. Gleichzeitig hat der Auftraggeber es mit einem niedrigeren Lohnniveau zu tun, welches vor allem bei der Vergabe von Lohnfertigungsaufträgen ins Ausland ins Spiel kommt. Die optimal geplante zeitliche Bearbeitung seines Auftrags ist für ihn ebenfalls vorteilhaft.

 

Vorteile der Lohnfertigung für den Auftragnehmer
 

  • kein Absatzrisiko
  • keine Entwicklungskosten
  • klare Arbeitsanweisungen
  • kaum finanziellen Risiken
     

Für den Auftragnehmer kann die Lohnfertigung bei entsprechender Auftragslage ein lohnendes Geschäft sein: Er braucht keine Investitionen in die Produktentwicklung oder in die Forschung zu stecken, sondern konzentriert sich einzig und allein auf die Fertigung. Darüber hinaus trägt er nur wenig unternehmerisches Risiko, weil er sich nicht darum kümmern muss, das fertige Produkt letztendlich auch tatsächlich zu verkaufen. Zu guter Letzt bekommt er zudem klare Arbeitsanweisungen, die er bzw. sein Personal ausführt.

Lohnfertigung Fertigungslinie

Welche Nachteile bietet die Lohnfertigung?

 

Wenn die Vorteile der Lohnfertigung besprochen werden, muss ebenfalls ein Blick auf die Rückseite der Medaille geworfen werden. Nachteile ergeben sich bei der Lohnfertigung allerdings in erster Linie im Zusammenhang mit der Lohnfertigung im Ausland. Ein Auftraggeber, der seine Fertigung oder einen Teil der Fertigungsprozesse ins Ausland verlagert, kann mit dieser Strategie schnell in einer Sackgasse landen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:
 

  • Qualifikation des Personals fehlt häufig
  • Qualitätskontrollen sind nicht möglich
  • Maschinenpark oft stark veraltet
  • finanzielle Mehrbelastung durch Transportkosten
  • Währungsunterschiede bringen Risiko mit sich
     

Insbesondere die Lohnfertigung im Ausland scheint für viele Auftraggeber im ersten Moment einige Einsparpotentiale zu bieten. Bei genauerem Hinsehen ist aber oft das Gegenteil der Fall. Denn die verlockend niedrigen Lohnkosten hängen häufig mit dem niedrigen Qualifikationsgrad des Personals zusammen. In vielen Ländern herrschen nicht dieselben Ausbildungsstandards, die bei einem Lohnfertiger in Deutschland erwartet werden können. Zudem fällt es aufgrund der räumlichen Distanz schwer regelmäßige Qualitätskontrollen vor Ort durchzuführen. Das kann nicht nur zu punktuellen Ausfällen bei der Produktion führen, sondern langfristig den Ruf des Auftraggebers bzw. seiner Marke schädigen. Veraltete Maschinen, hohe Transportkosten und (bei Ländern ohne den Euro) Währungsunterschiede können weitere finanzielle Risiken oder Mehrbelastungen mit sich bringen.

 

Fazit: Lohnfertigung ja, aber unter verlässlichen Bedingungen

 

Die Lohnfertigung bietet für Unternehmer eine ganze Reihe von Möglichkeiten und Potentialen. Auch die spezialisierten Betriebe, die als Auftragsfertiger tätig sind, können von den verschiedenen Kooperationsmöglichkeiten profitieren. Wichtig ist, dass Auftraggeber und Auftragnehmer die Rahmenbedingungen präzise abstecken. Eine verlässliche Qualität ist für den Auftraggeber genauso wichtig, wie für den Auftragnehmer eine zuverlässige Bezahlung. Bei der Lohnfertigung im Ausland sind derartige Bedingungen meist nicht gegeben. Aufgrund möglicher Qualitätsverluste und schlecht kalkulierbarer Transportkosten ist es deshalb trotz geringerer Lohnkosten oftmals nicht teurer die komplette Lohnfertigung in Deutschland abzuwickeln. Gern können wir Ihnen hierzu gerade auch mit Blick auf den Schaltschrankbau weitere Informationen zukommen lassen. Sprechen Sie uns an.